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Die Geschichte von Vater Hase

von Werner Robert Pregetter

Vater Hase schlief tief und fest. Da plötzlich hörte er eine Stimme: „Ich habe eine Botschaft für dich!“.

Kurz darauf, es ist noch finsterer Morgen. Der Wecker läutet. Vater Hase greift danach, um ihn abzustellen. Er reckt sich und streckt sich. Dann sieht er bei seinem Doppelbett auf die zweite Seite. Er hatte seine Hasenfrau darin erwartet, um sie zu umarmen. Doch ihre Bettseite ist leer. Lediglich eine kleine Blume ziert das Kissen. Der Hasenvater nimmt diese Blume und steckt sie in seine Brusttasche. Ganz nahe an sein Herz. Er schlüpft in seine alten Pantoffeln und geht zur Tür.

Durch diese hört er schon die Stimmen seiner Hasenkinder und Hasenfrau fröhlich spielend erklingen. Er öffnet die Türe, geht hindurch und sieht sie unten im großen Raum fröhlich um eine Kerze tanzen. Sie singen und lachen.

Das freut auch unseren Hasenvater. Also läuft auch er nach unten und tanzt und singt fröhlich mit. Für diese nette Geste umarmt ihn die Hasenmutti ganz innig.

Da kommt seine Hasentochter zu ihm. Sie gibt ihm einen dicken Kuss und ebenso ein Blümchen.  Der Hasenvater bedankt sich überglücklich und steckt das Blümchen wieder in seine Brusttasche. Ganz nahe an sein Herz wie das Blümchen aus dem Bette von seiner Frau.

Nun kommt auch der Hasensohn zu ihm. Er sagt, dass er den „Hasenpappi“ ganz dick lieb hat und gibt im wieder ein Blümchen. Auch dieses nimmt der Vater in die Brusttasche zum Herzen.

So tanzten und spielten die vier fröhlich und in Liebe weiter. Doch dann plötzlich begannen sich die Hasenfrau und seine Kinder vor den Augen des Hasenvaters aufzulösen. Der Vater außer sich vor Angst schrie: „Nein! Bitte geht nicht! Lasst mich nicht alleine!“

Doch sie wurden durchsichtiger und durchsichtiger während sie weiter tanzten und sangen. Der Vater griff wie wild um sich, doch seine Liebsten konnte er nicht mehr berühren. Er griff bereits durch sie hindurch. Diese tanzten und sangen weiter als ob nichts wäre, lösten sich aber zunehmend vor den erschrockenen Augen des Vaters auf.

Ganz schwach sieht er noch seine Kinder und versucht verzweifelt nach ihren Händen zu greifen.

Da stand nun unser Hasenvater alleine, verlassen in der bitterkalten Finsternis. Tränen kollerten über seine Hasenschnauze und seine Traurigkeit war größer als alles was er je in seinem Leben erlebt hat.

Seine Pfoten waren von den Griffen zu seinen Kindern zu einer Faust geballt. Als er diese langsam öffnete sah er, dass ein Licht wie Gold in seinen Händen leuchtete und dann langsam erlosch. Plötzlich war da ein kurz aufleuchtendes Licht in der einen Ecke des Raumes. Er ging darauf zu. Es lag da ein Grabstein mit den Bildern seiner Liebsten. Oben Seine Frau darunter nebeneinander seine Kinder. Und davor eine Statue von Jesus mit den offenen Händen.

Und plötzlich leuchteten in seiner Brusttasche die Blümchen. Sie waren noch da, ganz nahe seinem Herzen. Er strahlte vor Freude und andächtig legte er die Blümchen in die offenen Hände des Herrn Jesus Christ.

Eine Erinnerung tauchte nun vor seinen Augen auf. Es war an einem verregneten düsteren Herbstabend. Er und seine Liebsten versuchten die Straße an einer unübersichtlichen Stelle zu überqueren. Da kam plötzlich ein Auto mit hohem Tempo. Ein kurzes Quietschen war zu hören. Vater Hase konnte sich gerade noch mit einem reflexstarken Sprung retten, doch für seine Frau und Kinder kam jede Hilfe zu spät. Da stand er nun schweigend vor der Vergänglichkeit des Lebens. Würdevoll trug Vater Hase die leblosen Körper seiner Liebsten zum Bau. Nach der Zeit der Trauer vergrub er diese dort und brachte zur Erinnerung in der Ecke den Grabstein an und stellte davor die Statue Jesu mit den offenen Händen nieder.

Vater Hase kam aus dieser Erinnerung wieder zu sich. Wieder stand er vor dem Grabstein und spürte diese unerträgliche Leere und Verlassenheit in seinem Leben. Aber auch die Wärme und das Licht, das ihm die Blümchen gaben.

Und als er so sinnend da steht hört er plötzlich seinen Wecker. Jetzt merkt Vater Hase, dass das alles nur ein Traum war! Er wacht auf, sieht auf die andere Bettseite wo friedlich seine Frau schlummerte.

Er weckte sie mit Freudentränen in den Augen, küsste und umarte sie tief und fest. Sie noch kaum wach wusste nicht was los sei und sagte: „Was ist denn mit dir los, Du hast mich doch schon ewig nicht mehr geküsst und liebkost? Trotzdem Danke für dieses schöne Zeichen deiner Liebe.“

Da hörte Vater Hase schon die Kinder im Vorraum spielen. Er stürmte nach draußen zu den Kindern umarmte sie ganz fest, küsste sie, sang und spielte mit Ihnen außer sich vor Freude. Da sagten die Kinder freudig verwundert: „Pappi, so kennen wir Dich doch gar nicht. Du warst sonst immer nur mürrisch und hattest nie Zeit für uns! So einen Pappi haben wir wirklich lieb – Danke!“

Der Hasenvater ging dann gleich nach draußen und sammelte vier Blümchen so wie er sie im Traume erhalten hatte. Er steckte diese in seine Brusttasche, ganz nahe an sein Herz. Und beim Frühstückstisch gab er jedem seiner Liebsten ein Blümchen. Er sagte, dass er sie alle lieb habe und küsste sie. Was ihm in mindestens ebensolcher Liebe von seinen Liebsten erwidert wurde.

Doch da war noch das vierte Blümchen. Andächtig stand Vater Hase auf und ging in die Ecke, in der nun kein Grabstein aufgestellt war, wohl aber die Jesusstatue da stand.

Er kniete sich vor Jesus nieder und sprach: „Danke Herr, dass Du mich Blinden für diese vielen Geschenke sehend gemacht hast! Mein Jesus ich danke Dir und ich liebe Dich. In Deine Hände Herr, lege ich mein Leben!“ und er legte das Blümchen andächtig in die Hände Christi.

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http://www.jokefriends.at/mental/0013_geschichte_vater_hase.htm

Leoben, 2007.03.27

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